Trotz Waldbrandgefahr und Wasserniedrig-Pegel im Odenwald

am Marbacher Stausee wird 3 Tage gefeiert

von Anke Dobler

Jeden Tag überschlagen sich in unserer Redaktion die Pressemitteilungen der Städte und Gemeinden im Odenwald und Odenwaldkreis, dass die vielerorts beklagte Wasserknappheit zum Teil zu abstrusen Forderungen von Politkern führt, z.B. nur ganz kurz zu duschen oder den eigenen Garten nicht mehr zu gießen. Um eine Brandgefahr durch etwaiges Grillen im Wald zu vermeiden, werden reihenweise Grillplätze im Wald durch Behörden geschlossen. Darüber haben wir hier schon berichtet.

Auch ist die Feuerwehr ständig in Alarmbereitschaft und allerorten brennt es auf Feldern und Wäldern, so dass die vorhandenen Einsatzkräfte zumindest teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen geraten. Ebenso verschärft die aktuelle Großwetterlage – viele heiße Tage ohne Regen – die Situation Woche für Woche.  Dies ist bereits deutlich durch die ausgemergelten Böden für Jeden sichtbar. Angesichts dieser klimatisch verursachten Herausforderungen ist ein 3-Tages-Festival direkt in Waldnähe am Marbachstausee dann eine doch recht trügerische Angelegenheit. Zumindest zu diesem Zeitpunkt im Hochsommer Anfang  August.

Die besagte Veranstaltung am Marbacher Stausee hatte im Vorfeld natürlich eine längere Vorbereitungszeit zur Folge gehabt und man konnte zum Zeitpunkt der Erteilung der Erlaubnis zur Durchführung des Festivals seitens der betreffenden Behörden auch nicht wissen, dass dann im Sommer 35 Grad oder stellenweise 40 Grad plus vorherrschen werden. Was an für sich einen schönen dauerhaft warmen Sommer bedeutet, birgt dieser so wie es sich tagesaktuell nun darstellt,  jedoch extreme Gefahrenlagen im Wald in sich. Darauf deutet auch das fest am Anfang des Rundwegs angebrachte Hinweisschild deutlich hin. Gerade wenn bei einem Festival an 3 Tagen 5000 Besucher und mehr erwartet werden, ist für diese campenden Besucher an den 3 Tagen die Gefahrenlage „Waldbrand“ durch die hohen Temperaturen dauerhaft hoch. Gäbe es die Gefahr von Waldbränden hier nicht, stünde am Eingang des Wegs auch nicht ein fest verankertes Hinweis-Warn-Schild. Man darf auch nicht vergessen, dass die besucher an den 3 Tagen nicht gerade wenig Alkohol konsumieren. Das scheint aber behördenseits bei Erteilung der Genehmigung nicht groß beachtet worden zu sein.

Meterologen vom deutschen Wetterdienst sagen für nächste Woche wieder eine neue Hitzewelle aus Spanien mit Werten weit über 35 Grad voraus. Keiner kann daher voraussagen, wie es sich hier dann mit der Gefahr eines Brandes am Marbachstausee im Ernstfall verhält.

Auch wird es niemand daher wundern, wenn die Festival-Besucher sich im Marbachstausee abkühlen. Wenn sich aber 5000 Besucher eincremen und dann ins Wasser springen, hat das für die Organismen und Fische im Wasser sicherlich Folgen.

Die Hitzewelle und die Erwartung vieler Politiker, uns als Bürger im privaten Bereich aufgrund dessen entsprechend einzuschränken –  und die Durchführung eines solchen Events auf der anderen Seite führten uns dazu, Herrn Dr. Traub als Erbachs Bürgermeister, der in seiner Eigenschaft als BGM für den nördlichen Seebereich in der Gemarkung Haisterbach der Stadt Erbach zuständig ist, ihn diesbezüglich anzuschreiben und nachzufragen. Wir wurden seinerseits daraufhin gewiesen, dass er diesbezüglich nicht zuständig sei, Zitat aus dem uns vorliegenden Schriftstück der Stadt Erbach:

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir als Kommune hier keine Entscheidungsgewalt haben. Dafür ist die Oberzent mit dem größten Anteil am Marbachstausee verantwortlich.

Wir wiesen vorab bei unserer Presseanfrage an BGM Dr. Traub daraufhin, ob es nicht besser gewesen wäre angesichts der heißen Großwetterlage der Natur die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren und dieses Event einfach in die kühlere Jahreszeit (z.B. September) zu verschieben. Man beachte auch:  Bei Corona konnten die Behörden von null auf hundert alles verbieten. Und hier lassen Politiker sehenden Auges mögliche Gefahren außer Acht.

Aber sicherlich haben sie im Worst-Case-Szenario dann auch eine Ausrede sofort parat. Der Veranstalter jedoch wäre in einem solchen fatalen Fall ruiniert.

Hier unsere Fragen an BGM Dr. Traub und die Antworten darauf:

Frage 1 Odenwald-Aktuell:

Wie lässt es sich angesichts des prekären Wasserstandes am Marbacher Stausee vereinbaren, dieses Festival wie geplant stattfinden zu lassen?

Antwort aus dem Erbacher Rathaus:

Derzeit ist der Wasserstand am Hochwasserrückhaltebecken Marbach auf dem Dauerstauniveau und es ist noch zu keiner nennenswerten Reduzierung des Wasserstandes gekommen. Im Mittel und Unterlauf der Mümling wurden jedoch extrem geringe Wasserstände dokumentiert. Aus diesem Grund wurde durch die Allgemeinverfügung des Odenwaldkreises das unkontrollierte Entnehmen von Wasser aus den Gewässern mittels Pumpen untersagt. Eine Belastung durch die Gäste des Sound of the Forest wird aber als vergleichsweise gering eingeschätzt. Hierzu ein kleines Rechenbeispiel: Eine einzelne Pumpe entnimmt etwa 7.500 l Wasser Stunde, also müssten 5.000 Gäste einen Liter Wasser entnehmen und hätten dann noch nicht die Leistung einer einzigen Gartenpumpe überschritten.

Frage 2 Odenwald-Aktuell:

Was wird seitens der Stadt Erbach als verantwortliche Behörde zum Schutz des Wassereservoirs im Stausee unternommen, damit an diesen 3 Tagen nicht Hunderte oder Tausende von Besuchern d. Festivals zur Abkühlung in den Marbacher Stausee springen und damit evtl. die Gefahr des Umkippens des Gewässers  besteht? Stellen Sie sich nur vor, es würden 5000 Besucher an den 3 Tagen eingecremt mit Sonnenschutz mehrmals im See schwimmen.

Antwort aus dem Erbacher Rathaus:

Das Baden im Marbachstausee ist über die Gemeingebrauchsverordnung geregelt und grundsätzlich nicht reglementiert. Im Zuge des Sound of the Forest befinden sich zwar in den Abendstunden sehr viele Gäste vor Ort, tagsüber wurden in der Vergangenheit jedoch nicht ungewöhnlich viele Badende beobachtet. Letztlich sind in den Sommerferien ebenfalls sehr viele Gäste vor Ort. Eine erhebliche Mehrbelastung ergibt sich durch das Festival nach unserer Einschätzung nicht.

Frage 3 Odenwald-Aktuell:

Wurde die Naturschutzbehörde diesbezüglich bei der Entscheidung der Erlaubnis der Stadt für dieses Festival miteingebunden?

Antwort aus dem Erbacher Rathaus:

Ja, die Naturschutz- und die Wasserbehörde ist selbstverständlich eingebunden und es finden im Vorfeld enge Absprachen mit den Veranstaltern des Festivals statt.

Jeder Leser darf sich diesbezüglich seine eigene Meinung aufgrund der gegebenen Antworten aus dem „Erbacher Rathaus“ bilden.

Wenn hier bei vielen zeltenden Festivalbesuchern ein Waldbrand ausbräche, wäre die Gefahr für Leib und Leben doch groß. Aber sicherlich würden die verantwortlichen Politiker in einem solchen Fall alles von sich weisen.

Wir wünschen den Festivalbesuchern viel Spass und hoffen, dass sie nicht gedankenlos eine Zigarette wegschnippen…

Und alle, die nicht zum Festival gehen, duschen Sie gefälligst nur 3 Minuten, Ihr Garten darf nicht gegossen werden und grillen sollten Sie auch nicht – basta!

 

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