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Michelstadt Sehenswürdigkeiten
Michelstadt hat eine Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern. Besondere Erwähnung verdienen – teils innerhalb der Altstadt, teils in den Wäldern des sonstigen Stadtgebiets – die folgenden Bauwerke: das Historische Rathaus, der Diebsturm an der Stadtmauer, der Kellereihof (eine im frühen Renaissancestil überbaute fränkische frühmittelalterliche Burganlage) im Stadtmauer-Ring, die spätgotische Stadtkirche (Ende des 15. Jahrhunderts), die Einhards-Basilika, das Schloss der Grafen zu Erbach-Fürstenau – Schloss Fürstenau – darin Teile einer alten Wasserburg in Michelstadt-Steinbach, das Jagdschloss Eulbach der Grafen zu Erbach-Erbach mit dem Eulbacher Park, die Synagoge, das Römerbad und Kastelle als Teil des Neckar-Odenwald-Limes. Auf dem Michelstädter Friedhof befindet sich die spätgotische Heilig-Kreuz-Kapelle, nachdem sie etwa um 1535 dahin versetzt wurde
Das Michelstädter Fachwerk-Rathaus, abgebildet auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost („500 Jahre Rathaus Michelstadt 1984“), wurde im Jahre 1484 im Stil der Spätgotik errichtet, danach mehrfach im Inneren verändert und war von 1743 bis 1903 verschindelt. Das Erdgeschoss des Rathauses diente von Beginn an als Markthalle. Das Rathaus wurde in Rähmbauweise errichtet, der rückwärtige Teil (Ostwand) war ursprünglich ein Teil der Friedhofsmauer, auf der das obere Rähm des Erdgeschosses aufliegt. Der Baumeister ist unbekannt, vermutet wird, dass die Anregung für den Bau von Schenk Adolar von Erbach und Bischof Johann III. von Worms (dessen Berater) ausgegangen sein könnte. Eine moderne Replik des Rathauses ist die in den 1970er Jahren errichtete Casa Moellmann im brasilianischen Blumenau.
Burg Michelstadt
Einhardsbasilika (Steinbach) bei Michelstadt, erbaut um 825
Im Auftrage Einhards hatte sein notarius Ratleik in Rom Reliquien der Heiligen Petrus und Marcellinus gestohlen; sie wurden in der Krypta der Basilika aufbewahrt. Als diese begannen, „Blut zu schwitzen“, und zudem Einhards Diener entsprechende Alpträume hatten, kam Einhard zu der Auffassung, dass sich die Gebeine in der Krypta nicht „wohlfühlten“, und daher verlegte er zusammen mit seiner Frau Emma seinen Sitz und die Reliquien nach Ober-Mulinheim am Main, dem heutigen Seligenstadt, das dann auch zu einem Wallfahrtsort mit einer neuen, größeren Basilika wurde. Überliefert ist, dass die gestohlenen Reliquien versteckt von Rom bis Saint-Maurice (Kanton Wallis) transportiert wurden. Von dort wurden sie in einem jubelnden Pilgerzug nach Michelstadt gebracht.
Die Steinbacher Basilika wurde mehrfach umgebaut, erweitert, umgewidmet, diente als Hospital und ab dem 17. Jahrhundert als Scheune. Nach der Wiederentdeckung als karolingisch im Jahr 1873 begann die Erforschung und Sicherung der noch intakten Teile der Basilika. Die Einhards-Basilika war bis 1967 im Besitz der Grafen zu Erbach-Fürstenau. Heute ist das Gelände Eigentum des Landes Hessen.
Das gesamte Schlossensemble ist eine Aneinanderreihung verschiedener Baustile: von Resten der alten kurmainzischen Grenzfestung und Wasserburg (um 1300) auf der Nordseite über die gotischen Arbeiten der Steinmetze, die vom Straßburger Münsterbauhof nach Steinbach kamen, hin zum Renaissance-Stil des gigantischen Torbogens (1588) zwischen den beiden westlichen Ecktürmen der Wasserburg, der die Burgmauer ersetzte und den finsteren und feuchten Burghof zum ehemaligen Burggarten hin öffnete, der Renaissance-Schlossmühle, einer ehemaligen Münzprägestätte (heute eigenes Laufwasserkraftwerk), dem zierlichen barocken Kavaliershaus an der Mümling, dem westlich an die Wasserburg angrenzenden klassizistischen Wohntrakt „Neues Palais“ (1810/1811) und der spätbarocken Orangerie im Schlosspark, der im englischen Stil gestaltet wurde. Im Obergeschoss der Orangerie war das kleine Schlosstheater untergebracht.
Schloss Fürstenau wird noch heute von Nachkommen der Familie Erbach-Fürstenau bewohnt. Die ehemals kurmainzische Wehranlage lag auf dem Grund des Schenken zu Erbach (einem Ahnherrn des damals noch ungeteilten Geschlechts) und kam 1355 in seinen Besitz. Eine Außenbesichtigung des Schlosses ist tagsüber möglich. In der stilvollen äußeren Vorburg mit einem Torbogen von 1765 haben sich in der Vergangenheit einige bekannte bildende Künstler eingerichtet (u. a. im ehemaligen Marstall, nach 1765).
Die 1791 errichtete spätbarocke Synagoge in der Mauerstraße 19 ist eine der wenigen Synagogen in Südhessen, die nach der nationalsozialistischen Judenverfolgung zwischen 1933 und 1945 äußerlich erhalten geblieben ist. Siehe auch unter Museen.