Bericht zur Bürgerversammlung Windkraft
Wir sind Opfer einer fehlenden Abstimmung zwischen den Bundesländern Hessen und Bayern – resümierte und beklagte Bürgermeister Uwe Olt bei der am 14. September in der Mehrzweckhalle in Haingrund stattgefundenen Bürgerversammlung. In der Bevölkerung sei nicht mehr vermittelbar, wie von übergeordneten Stellen auf beiden Seiten der Landesgrenze völlig losgelöst voneinander planungsrechtliche Grundlagen für einen immer weiter um sich greifenden Ausbau von Windkraftanlagen geschaffen werden. Es entstehe zunehmender Frust darüber, wie wenig Rücksicht offenkundig auf die wiederholten Hinweise und Eingaben der Gemeinde genommen wurde und wird. Dadurch wandle sich die anfängliche Aufgeschlossenheit innerhalb der Kommunalpolitik und der Bürgerschaft mehr und mehr in Ablehnung und Protest um.
Eigentlich sollte es an diesem Abend schwerpunktmäßig um den geplanten Windpark im Gemarkungsbereich der Stadt Wörth am Main gehen. Doch nachdem der Bürgermeister kurz vor der Veranstaltung davon erfahren hatte, dass die auf hessischer Seite agierende Firma Whs Enertec neben der bereits genehmigten zehnten Anlage noch zwei weitere Windräder bis an die Landesgrenze heran bauen will, war auch diese ganz aktuelle Information Gegenstand der Diskussion. Zu diesem Zweck hatte der Bürgermeister dafür gesorgt, dass mit Christian Schmale einer der Geschäftsführer dieses Unternehmens auf dem Podium ebenfalls Rede und Antwort stand. Daneben erläuterten der Wörther Bürgermeister Andreas Fath-Halbig sowie der Geschäftsführer des regionalen Energieverbandes Norbert Berres und Vanessa Lindert als Vertreterin der Firma juwi die Pläne für den in unmittelbarer bayrischer Nachbarschaft beabsichtigten Windpark mit fünf Anlagen. Im Publikum saßen auch Vertreter der jeweiligen Genehmigungsbehörden auf hessischer und auf bayrischer Seite.
Vor dem Hintergrund dieser großen Gästeliste zeigte sich Bürgermeister Uwe Olt etwas enttäuscht darüber, dass nicht mehr Bürgerinnen und Bürger den Weg in die Halle gefunden und dieses Angebot für Information und Diskussion genutzt hatten. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Bürgerversammlung über den als Hauswurfsendung Ende Juli verteilten Info-Brief frühzeitig angekündigt wurde. Gleichwohl bekräftigte er, dass es sich um ein für die Gemeinde und im Besonderen für den Ortsteil Haingrund sehr wesentliches Thema handele, das viele Menschen bewege. Deshalb hatte die Gemeinde auch die Möglichkeit geschaffen, die Veranstaltung per Livestream im Internet zu verfolgen, was vielleicht mit ein Grund dafür war, dass trotz einer pandemiebedingten Abstandsbestuhlung einige Plätze frei geblieben waren.
In ihren Statements gingen beide Projektierer davon aus, dass aufgrund der sich jetzt unmittelbar aneinander reihenden Planungen noch Änderungen vorgenommen werden müssen. Über Art und Umfang wurden aber noch keine Aussagen getroffen. Grundsätzlich dürfte kaum davon auszugehen sein, dass es zu einem nachhaltigen Verzicht aus Rücksichtnahme auf die Gesamtsituation kommen wird. Vor diesem Hintergrund kündigte der Bürgermeister intensive Beratungen in den Gemeindegremien zu der Frage an, ob und welche Möglichkeiten bestehen, um sich als Gemeinde gegen den sich derzeit abzeichnenden „worst case“ zu wehren. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf nach wie vor anhängige Klageverfahren der Odenwälder Städte und Gemeinden gegen das Land Hessen, deren bisheriger Verlauf allerdings wenig ermutigend sei. Trotzdem wolle man hier nicht aufgeben und kämpfe bis in die letzte Instanz.
Zur Verdeutlichung der besonderen „Gemengelage“ wurde der skizzenhafte Kartenausschnitt aus dem Info-Brief um die neu geplanten Anlagen auf hessischer Seite ergänzt. Diese farbige Darstellung ist auf der Homepage der Gemeinde (www.luetzelbach.de) zu finden. Informationen zum Windpark Wörth sind unter www.windpark-woerth.de abrufbar. Zu den beiden neu geplanten Anlagen im Windpark Hainhaus liegen der Gemeinde noch keine schriftlichen Unterlagen vor.